#youbroketheinternet auf dem 30C3

Auf dem 30. Chaos-Communication-Congress 30C3 trifft sich zwischen Weihnachten und Neujahr eine internationale Gruppe von Hackern und Kryptografieexperten, um darüber nachzudenken, wie Internetsoftware beschaffen sein muss, so dass das Abhören der Kommunikation jenseits gesetzlicher Ge- und Verbote technisch gar nicht mehr möglich ist.

Edward Snowden hat klar gemacht, dass die Totalüberwachung des Internet kein Hirngespinst einiger Verschwörungstheoretiker, sondern Realität ist. Nicht nur, dass sich die Menschen zu Recht in ihrer Intimsphäre verletzt fühlen, es entsteht auf diese Weise durch Industriespionage auch ein wirtschaftlicher Schaden, der in die Milliarden geht. "Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr." stellen dazu Schriftsteller in ihrem Manifest "Die Demokratie im digitalen Zeitalter" klar.

Wenn wir unsere Demokratie und unser freies Wirtschaftssystem in der Substanz erhalten wollen, müssen wir etwas tun. Deshalb trifft sich zwischen Weihnachten und Neujahr eine internationale Gruppe von Hackern und Cryptografieexperten auf dem 30. Chaos-Communication-Congress 30C3 in Hamburg. Im Projekt #youbroketheinternet soll darüber nachgedacht werden, wie Internetsoftware beschaffen sein muss, so dass nicht mehr abgehört werden KANN. Ideen dazu sind in den letzten Jahren bereits entwickelt und in etlichen Nischenprojekten auch bereits ausprobiert worden. Ziel von

#youbroketheinternet ist es zunächst, die Entwickler solcher Projekte miteinander ins Gespräch zu bringen, die einzelnen Initiativen zu koordinieren und im Konsens die Architektur einer sicheren Kommunikationssoftware festzulegen.

Mit zeitgemäßer Verschlüsselungstechnologie und einer Verschleierung der Nachrichtenwege werden Vorratsdatenspeicherung und Internetüberwachung ins Leere laufen. Durch einen direkten, dezentralen und gleichwohl effizienten Verteilungsmechanismus von Nachrichten an Freundeskreise von hunderten Millionen von Teilnehmern werden die Faceboogle-Datenkraken ausgehungert und die kommerzielle Verwertung persönlicher Daten beendet. Unkorrumpierbare dezentrale Mechanismen für die Authentifizierung von Rechner- und Benutzernamen sowie der zugehörigen öffentlichen Schlüssel wird den Zwang zum Vertrauen in Zertifikatsautoritäten ablösen. Vorangetrieben werden sollen auch Betriebssysteme und Hardware ohne Hintertür sowie Nachbarschaftsnetzwerke auf der Basis von WLAN, die nicht von den Telekommunikationsanbietern abhängig sind. Und es ist klar, dass es eine weite Verbreitung der neuen Software nur geben wird, wenn sie einfach bedienbar ist.

Eines jedoch ist bereits jetzt klar: Das Vertrauen der Bevölkerung in die Integrität der Softwareindustrie ist gestört. Eine vertrauenswürdige neue Software wird deshalb nur freie und offene Software sein können. Deren Entwicklung in weltweit verteilten Gruppen ist eine Herausforderung an das Projektmanagement. Als freie und offene Software ohne kommerzielle Verwertung wird die Finanzierung von Entwicklung, und späterer Wartung wie in der Linux-Welt primär auf Spenden angewiesen sein. Derzeit werden die vorbereitenden Aktivitäten von der Wau-Holland-Stiftung gefördert.

Zum Veranstaltungsfahrplan von #youbroketheinternet auf dem 30C3...